Marktlücke Online- Partnervermittlung

Mir hat sich in letzter Zeit oft die Frage gestellt, warum Online-Partnervermittlungen so hoch im Kommen sind. Wenn man durch Hamburg geht kann man beobachten, dass fast von jeder Werbefläche ein Single oder ein "Akademiker mit Niveau" herunterlächelt. Die größten Online- Partnervermittlungen wie Elite-Partner, E-Darling und Parship machen Werbung, wo immer es nur geht. Es scheint sich zu lohnen. Wir sprechen immerhin von einem jährlichen Umsatz von 56 Millionen Euro.
Ich selber arbeite seit einiger Zeit im Kundenservice einer Partner-vermittlungsagentur (die ich namentlich aber besser nicht nennen werde) und bin höchst überrascht darüber, wie viele Personen sich tatsächlich in einem solchen Portal registrieren und bereit sind enorme Summen zu zahlen.
Es scheint also heutzutage schwierig zu sein, die "Liebe des Lebens" in der Realität zu finden.
Parship wirbt beispielsweise mit dem Slogan "Liebe ist wenns passt." Diese Strategie wird mit allen Mitteln der Kunst verfolgt.
Zu Beginn der Registrierung wird ein Persönlichkeitstest durchgeführt, ein Persönlichkeitsprofil erstellt und ausgewertet. Alle Partnervorschläge die eine Person im Folgenden erhält, korrespondieren mit ihrem Persönlichkeitsprofil. Wie "gut" zwei Personen zusammenpassen, wird durch eine Prozentzahl, bzw. sogenannten "Matching Points" ausgedrückt. Was genau sagt diese Zahl jedoch aus?
Ich kann als registrierter Kunde sehen, dass beispielsweise Peter Schmidt aus Uelzen die Musik von Led Zeppelin mag und Samstagabende gerne bei einem guten Film und einem Glas Merlot auf dem heimischen Sofa verbringt. Unsere Persönlichkeitsprofile stimmen auch noch zu 90% überein. Ich komme zu der Überzeugung: "Das wird die perfekte Beziehung!" Ich werde Peter wohlmöglich schreiben... "Hi, ich habe gelesen, dass du auch gerne kochst, find ich toll"..und wenn Peter antwortet, werden wir ins Gespräch kommen, oder besser gesagt in einen regen E-mail-Austausch. Man bringt also seine Abende damit zu, Nachrichten an eine wildfremde Person zu schreiben, die allem Anschein nach perfekt zu einem passt. Die Möglichkeit, dass Peters 16-Jähriger Sohn sich mit der E-mail Adresse seines Vaters registriert hat, wird natürlich nicht in Betracht gezogen.
Abende vor dem Computer werden Abenden in der Bar,im Restaurant oder wo auch immer, vorgezogen. Reale Begegnungen werden vermieden. Es ist anscheinend viel leichter sich gegenüber einer Person im virtuellen Raum zu öffnen. Man vermeidet vis á vis- Situationen. Der Computer bewährt sich als eine Art Schutzmauer, hinter der man sich jeder Zeit verstecken kann. Die Begründung, warum sich viele Personen bei Partnervermittlungsportalen anmelden ist übrigens die, dass sie zu wenig Zeit hätten, um auszugehen und Leute kennenzulernen. Angenommen jedoch ich finde einen Partner im Internet, welche meiner so geringen Zeit werde ich dann eigentlich mit ihm verbringen?
Wir kommen jetzt noch einmal auf das Beispiel mit Peter zurück: Nach einigen Nachrichten fasse ich mir ein Herz und vereinbare mit Peter eine Verabredung. Das Treffen verläuft alles andere als erwartet. Der berühmte Funke springt einfach nicht über. Peter und ich hören zwar die gleiche Musik und teilen auch sonst viele Interessen, aber die Vorstellung dass Peters Persönlichkeitsprofil zu 90% mit meinem übereinstimmen soll ist doch auf einmal ziemlich befremdlich. An dieser Stelle sollte man sich dann wohl die Frage stellen, ob es nicht doch sinnvoller ist seine Aufmerksamkeit auf die Realität zu richten, anstatt sich von der Prozentzahl eines Persönlichkeitsprofils beeinflussen zu lassen.



von Viola

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