Mediatisierung

Der Prozess der Mediatisierung beschreibt eine Dimension des sozialen und kulturellen Wandels (Vgl.: Krotz, S. 167). Die Medienentwicklung bedeutet für die Kultur, Gesellschaft und Identität eine weitreichende und tiefgreifende Veränderung, mit besonders großem Einfluss auf die vorherrschende soziale Umwelt der Jugendlichen. Der Mensch, der sich durch die Fähigkeit auszeichnet, zu symbolisch vermittelter Kommunikation fähig zu sein (Vgl.: Krotz, S. 169), lebt in einem, aus dem Alltag bestehenden Kommunikationsnetz. Das primäre Kommunikationsnetz bildet die Grundlage für den Lebensraum des Menschen. Dieser variiert und reagiert mit den ständigen Veränderungen persönlicher, kommunikativer Beziehungen und allgemeiner kommunikationsbasierender Zusammenhänge. Neben der Face-to-Face Kommunikation und der medienvermittelten Kommunikation wird das Netz, beispielsweise durch die parasoziale Kommunikation mit öffentlich-kulturellen Persönlichkeiten auch um weitere (kulturelle) Aspekte erweitert (Vgl.: Krotz, S. 170).
Der Prozess der Mediatisierung, also die Entstehung und Etablierung neuer Medien, ihre Funktionen und Zwecke und die gleichzeitige Veränderung der Bedeutung der alten Medien, hat einen solchen Umfang und Stellenwert in der heutigen Gesellschaft gewonnen, dass das primäre Kommunikationsnetz nicht erweitert, sondern von einem neuen, dem so genannten sekundären Kommunikationsnetz überlagert wird (Vgl.: Krotz, S. 174). Dies geschieht durch die charakteristischen Besonderheiten der digitalen Medien. Die Konsequenzen der Mediatisierung sind Wandlungsprozesse auf zeitlicher, räumlicher und sozialer Ebene (Vgl.: Krotz, S. 166-177). Das Datennetz ist dauerhaft verfügbar,
Kommunikationsprozesse können jederzeit stattfinden und werden somit einfacher und häufiger. Die digitalen Medien vereinen alle bisherigen Kommunikationsarten des primären Kommunikationsnetzes: Die interpersonale Kommunikation, jegliche Kommunikation mit Medien, mediatisierte, interaktive Kommunikation und Medienrezeption (Vgl.: Krotz, S. 174-177).
Durch die Entwicklung erhöht sich auch die Verbindung von Ort und Raum, da sich die verschiedenen Lebensbereiche und deren Einzelmedien in dem zunehmenden Prozess der ,Entgrenzung‘, der Aufhebung von Grenzen, vermischen und von ihren vorherigen stabilen Zweck- und Funktionsweisen gelöst werden (Vgl.: Krotz, S. 166-177). Während sich die verschiedenen Lebensbereiche, beispielsweise Beruf, Freizeit, Privates und Öffentliches immer mehr überschneiden und enger zusammenrücken, entsteht ein digitales Datennetz von Einzelmedien, in dem Daten von ihren Endgeräten unabhängig sind. Damit entfällt gleichzeitig der Status eines einzelnen Mediums als Leitmediums, das es in den vorhergegangen historischen Phasen der Medienentwicklung stets gegeben hat.

Literatur
Krotz, Friedrich: Die Mediatisierung der Lebensräume von Jugendlichen. Perspektiven für die Forschung. Köln. 2003

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