Realität

Real ist, was Realität ist, aber in manchen Situationen erscheint die Realität nicht als real. Doch was ist Realität? Realität ist ein äußerst unscharfer, auf vieldeutige Art und Weise definierter Begriff. Für einige Menschen ist Realität gleichbedeutend mit "Wirklichkeit" - für andere umfasst Realität alles Wahrnehmbare. Doch was ist mit den Dingen, die wir nicht wahrnehmen? Vielleicht nicht wahrnehmen können? Jeder Mensch nimmt, wenn er einen Raum betritt, etwas anderes wahr. Der eine sieht zuerst seine Freunde in einem Raum sitzen, wo der zweite zunächst wahrnimmt, dass der Raum sehr voll ist. Der Dritte jedoch nimmt wahr, dass sich ein Fleck auf dem Hemd seine Mitkommilitonen befindet. Doch hier kommen wir zum ersten Problem, der im Wort an sich liegt: nämlich an der Wahrnehmung selbst. Alles, was wir wahrnehmen können, könnte wahr sein. Aber ist tatsächlich alles, was wir wahrnehmen auch wahr? Diese Frage lässt sich, wie zumeist, wenn Dinge über Realität generalisiert werden sollen, schlichtweg nicht beantworten. Unter Einfluss von bewusstseinserweiternden Substanzen nimmt ein Mensch andere Dinge wahr als ohne Einfluss. Von den Unterschieden in Bezug auf die Wahrnehmung zwischen Mensch und Tier ganz zu schweigen - sind doch die Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen den einzelnen Menschen schon vielfältig genug. Doch was von diesen Wahrnehmungen wahr ist oder gar wahrer als von anderen, lässt sich nicht sagen. Es lässt sich lediglich feststellen, dass man Wahrnehmungen in "gleich" und "unterschiedlich" klassifizieren kann. "Die letzten 10 Minuten vergingen wie im Flug." Hier haben wir eine Äußerung über die Wahrnehmung von Zeit geäußert. In der durch diese Äußerung hervorgerufenen Kommunikation, die möglicherweise einen Meinungsaustausch zur Folge hat, lässt sich feststellen, ob unser Kommunikationspartner die gleiche Wahrnehmung hat, wie wir selbst. Strukturell gesehen, ist die Zeiteinheit von 10 Minuten immer gleich. Emotional gesehen jedoch, kann diese Zeiteinheit auf den Menschen verschieden wirken, sodass wir die gleiche Zeiteinheit unterschiedlich wahrnehmen. Das bedeutet, dass die eigene Wahrnehmung immer auch von den eigenen Emotionen beeinflusst wird. Was ist nun aber real? Und vor allem - was ist Realität?
Kommen wir nun aber zunächst zu einem anderen Punkt: Der Wirklichkeit. Wenn Realität synonym für Wirklichkeit verwendet wird, so kann die obige Frage auch reformuliert werden: Was ist Wirklichkeit? Und was ist wirklich? Wirklichkeit, so lässt sich im Internet bei Wikipedia lesen, beschreibt die Dinge, die eine Wirkung haben oder ausüben können. Insofern ließen sich emotionale Zustände auch als Wirklichkeit bezeichnen. Dabei wird allerdings ausdrücklich darauf verwiesen, dass Realität und Wirklichkeit nicht miteinander synonym verwendet werden können. In der Definition von Wirklichkeit zeigt sich jedoch ein Muster, was wir bereits aus der Wahrnehmungsdiskussion kennen: Die Einbeziehung der Emotionalität des Menschen, die aus unserer Wahrnehmung persönliche Wirklichkeiten entstehen lässt. Wirklichkeit lässt sich abbilden - aber ist die Wirklichkeit auf einer Abbildung immer noch Wirklichkeit? Und falls ja, ist es dann auch noch die gleiche Wirklichkeit, wie die, die wir abbilden wollten?
Wirklichkeit entsteht dann, wenn wir etwas wahrnehmen. Einen Augenblick - festgehalten in einem Bild oder Foto gibt jedoch nicht für jeden Menschen die gleiche Wirklichkeit wieder. Stattdessen entstehen andere Wirklichkeiten - unterschiedliche Wahrnehmungen des Menschen, bei denen alle wahr zu sein scheinen, da niemand im Stande ist, die Unwahrheit einer anderen Wahrnehmung zu belegen.
Realität jedoch scheint etwas allgegenwärtiges und dennoch transzendentes zu sein. Im virtuellen Raum herrscht ebenfalls eine Realität. Abhängig von Immersion der Person, die in eine virtuelle Realität hineinsteigt, wird die virtuelle Realität in einem sich selbststeuernden Raum (Cyberspace) bedingt durch graphische Meisterwerke, die die virtuelle Realität so real erscheinen lässt, zu einer zweiten - doch so viel realeren Wirklichkeit, als die nicht virtuelle Wirklichkeit. Doch - so scheint sich die Diskussion im Kreis zu drehen. Welcher Mensch ist dazu in der Lage, die Realität wahrzunehmen? Ist die Realität überhaupt noch als Realität zu bezeichnen, wenn sie wahrgenommen wird? Wurde nicht die Wahrnehmung selbst einer ureigenen Parteilichkeit überführt? Realität umschließt eine Gesamtheit von Dingen, die auch außerhalb unseres Denkens existieren. Ob jetzt gerade in Ägypten oder in China, in Berlin oder Rio de Janeiro - überall vergeht in diesem Augenblick Zeit und diese Zeit ist in der Wahrnehmung der eines jeden der dort lebenden Menschen unterschiedlich - und wenn es nicht bei jedem einzelnen diesen Unterschied gibt, so gibt es diesen Unterschied zwischen Personengruppen - Individuen, die einen in partiell gleicher Wahrnehmung, die anderen ind verschiedener Wahrnehmung; doch mit dem Wissen, dass dies alles unabhängig voneinander und von unserem Wesen selbst existiert, wissen wir, dass es eine Realität gibt, ja geben muss.
Für die Wissenschaft ist alles, was messbar ist auch real. Ob diese Erkenntnis miteinschließt, dass die Dinge, die als real zu bezeichnen sind, sich noch ausdehnen werden, da unter Umständen in der Zukunft viele Dinge messbar werden, die noch nicht messbar sind, soll nicht mehr Gegenstand meiner Diskussion werden.
Für viele Menschen in Ägypten wirkt gerade die Wirklichkeit nicht real - doch wir wissen: Das ist die Realität!

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