Digital Natives und Digital Immigrants

Digital Natives und Digital Immigrants

Wenn es um das Internet geht und die seit Beginn der PCs entstandene Kultur rund um das digitale Netz, wird oft zwischen einer sogenannten „analogen Realität“ und einer „virtuellen Realität“, also dem Cyberspace unterschieden. Die „analoge Realität“ bezeichnet in diesem Falle den gesellschaftlichen Alltag von Familie, Sport bis Arbeit, Bildung und Freundschaften etc. Der „Cyberspace“ bezeichnet alles, was durch die Nutzung des Computers im Zusammenhang mit dem Internet passiert. So werden diese Begriffe im Jargon verwendet. Betrachtet man jedoch die Akteure des sog. Cyberspace, kann man starke Unterschiede im Gebrauch und der Sinngebung des digitalen Netzes feststellen. In der Welt der Digitalen Medien werden die Nutzergruppen in bspw. zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe machen die „Digital Immigrants (DI)“ aus, die anderen sind die „Digital Natives (DN)“ in der Welt des „Cyberspace“. Als Digital Natives werden die Personen bezeichnet, die nach 1980 "direkt in das digitale Zeitalter hineingeboren wurden"[1]. Die Digital Immigrants bezeichnen in der Theorie die Personen, die erst in einem späteren Lebensabschnitt als der Kindheit den Gebrauch von PCs und Cyberspace kennenlernten.[2] Als Ursprung der Begriffe gilt der Artikel Digital Natives, Digital Immigrants in der Zeitschrift On The Horizon, 2001 von Marc Prensky. In dieser Definition existiert jedoch kein Begriff für die Personen, die in der Übergangsphase groß wurden, in der sich der alltägliche Gebrauch des Cyberspace erst allmählich aufbaute. In dieser Zeit bekamen Privathaushalte Computer und einen immer schneller werdenden Internetanschluss. Der Gebrauch der digitalen Medien wurde erlernt, in den Alltag integriert und stets optimiert. Es begann eine Entwicklung, die nicht stillsteht und die den Alltag vieler Menschen auf der Welt verändert hat und auch in Zukunft noch stärker verändern wird. Verhaltensweisen und Denkmuster haben sich nachhaltig gewandelt. Globalisierung und Beschleunigung sind Teile dieser Umstrukturierung des Alltags. Und nun kommen wir auf die Definition der DN, also der „digital Eingeborenen“ zu sprechen. Die Definition hinkt an den Punkten, an denen gesagt wird, dass die DN in die digitale Welt hinein geboren worden sind. Das stimmt so nicht. Sie wuchsen auf, als sich der Cyberspace allmählich aufbaute, erweiterte und etablierte. Aber die nach 1980 geborenen würde ich weniger als DN bezeichnen, als die Kinder und Jugendlichen, die aufgewachsen sind, als ihre Eltern schon Handys besaßen und einen aktiven E-Mail-Account. Kinder die ihre Cousins in Australien über Skype anrufen und sie durch eine Webcam sehen können und für die es keine Besonderheit ausmacht. Schüler die sich regelmäßig bei SchülerVZ schreiben und Klamotten oder Gegenstände über das Internet bestellen. Oder diejenigen, in deren Schulalltag digitale Lernspiele und Lernforen gehören.

Die wirklichen DNs sind die Kinder und Jugendliche, die sich regelmäßig bei Eltern und Freunden per Handy melden und den Eltern dabei behilflich sind, einen E-Bay-Account für den Verkauf ihrer ausgedienten Spielsachen einzurichten. In öffentlichen Verkehrsmitteln begegnen einem immer mehr Kinder, die mit einem Smart-Phone herum spielen - und sei es das der Mutter- mit sog. Game-Apps (Applikationen). Der Aspekt, der sie zu DNs macht, ist nicht der Besitz eines Smartphones oder Handys, sondern ihre Fähigkeit, mit so einem technischen Gerät umzugehen. Viele Erwachsene haben noch Schwierigkeiten mit der Bedienung von Handys oder dem Netz. Das beginnt bei der Unfähigkeit SMS zu schreiben, geht über das Problem, Computerprogramme oder Drucker zu installieren bis zum Unverständnis des Touchscreen bei den sog. Smartphones. DN bedienen ein modernes Gerät ganz selbstverständlich, installieren Geräte ohne in die Gebrauchsanleitung zu schauen und können mit einem Computer intuitiv umgehen.

Die Entwicklung der digitalen Technik geht immer schneller voran. Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, sollte man sich davor hüten, den neuen Entwicklungen passiv gegenüber zu stehen. Die DN werden den DI gegenüber immer im Vorteil sein, wenn es um Computer und den Cyberpace geht. Aber je nach persönlichem Interesse der DN wird jeder die unterschiedlichen Weiterentwicklungen mitnehmen oder nicht.

Entgegen der Meinung vieler stellt das Internet oder der Cyberspace für die Nutzergeneration der „Digital Natives“ keinen anderen Raum dar, als die sogenannte Realität. "Anstatt ihre digitale und ihre reale Identität als zwei separate Erscheinungen zu betrachten, verfügen sie lediglich über eine einzige Identität (die in zwei, drei oder mehr verschiedene Umgebungen vertreten ist)."[3] Die Tätigkeiten der Digital Natives im Internet liegt über die Hälfte im Bereich der Kommunikation.[4] Der geographische Raum, in dem sich DN körperlich bewegen, wird durch die Bewegung (das surfen) im Internet ergänzt. Entgegen vieler Befürchtungen ersetzt die digitale Kommunikation nicht die Treffen mit Freunden in der räumlichen (statt der digitalen) Realität. Auch wird im Alltag immer noch mit dem Telefon kommuniziert und ebenso ganz klassisch persönlich. Die Ängste um böswillige Personen, die die Anonymität des Internets nutzen, um sich als jemand anderer auszugeben und damit andere Nutzer zu täuschen ist zwar ernst zu nehmen, aber mehr auf die Digital Immigrants als auf die Digital Natives zutreffend. Die DN treffen sich im Netz mit den gleichen Personen wie im Alltag. Ihre Kommunikation wird durch das Internet um Filmchen, Musikaustausch und private Chats ergänzt. Das Mädchen muss den Jungen in der Schule nicht vor den Augen der Mitschüler nach einem gemeinsamen Ausflug ins Kino fragen, sondern kann das in einer persönlichen Nachricht bei SchülerVZ machen, ohne sich vor den anderen bloß zu stellen. Es müssen schon negative Aspekte und Umgänglichkeiten im Alltag vorhanden sein, damit sich ein DN in die Welt des sogenannten „Cyberspace“ flüchtet und nur noch dort kommuniziert oder unterwegs ist. Sei es durch Chats, Spiele oder „Social Networks“. Diese Faktoren, welche einem das Leben, besonders in den Jugendjahren, in der Gesellschaft erschweren und einen nach einem Fluchtort suchen lassen, führen dazu, dass der Cyberspace zum einzigen Raum der Bewegung wird. In so einem Fall hat er eine ähnliche Funktion für die Person, wie für andere Vereine, Religionsgemeinschaften oder sonstige Gemeinschaften, in denen man ernst genommen wird und somit Rückhalt bekommt. Wenn sich also ein DN in die „World of Warcraft“ zurückzieht, ist das für ihn seine angenehmere Realität. Wenn daraus folgt, dass beispielsweise der 14 jährige Jochen nur in seinem Zimmer sitzt, sich nicht für andere Kinder interessiert und auch nicht für die Schule, ist das sehr bedauerlich. Ihm fehlt der körperliche Umgang mit anderen und die Konfrontation mit der Welt, in die er früher oder später zurückkehren muss und darauf sollte er sich vorbereiten. Aber außer als Zufluchtsort ist der Cyberspace auch für Personen nützlich, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Für sie kann das Netz als Informationsquelle dienen, als Entertainer und als Ort der kreativen Tätigkeiten. Für viele dient das Netz auch als Ort der Selbstdarstellung. Der Cyberspace hat die Leben der Digital Immigrants und Digital Natives grundlegend verändert und es bleibt abzuwarten, wie die Zukunft für die Kinder der jüngsten Digital Natives aussehen wird. Für die kommenden Generationen wird die Bezeichnung als „born digital“ mehr und mehr zutreffend sein.



[1] vgl. PALFREY, John, GASSER, Urs 2008: Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben/Was sie denken/Wie sie arbeiten. S 1

[2] vgl. PALFREY, GASSER: Generation Internet. S 4

[3] zit. PALFREY, GASSER: Generation Internet. S 4/5

[4] vgl. TULLY, Claus 2009: Multilokalität und Vernetzung. S 59/60

etzung. S 59/60

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