Das Konzept der Netzwerkgesellschaft

Das von Manuel Castells erarbeitete Konzept der Netzwerkgesellschaft besagt, dass eine Spezifik moderner mediatisierter Gesellschaften darin liegt, dass soziale Beziehungen in allen Lebensbereichen zunehmend durch Netzwerke strukturiert sind. Zwar haben soziale Netzwerke als kommunikative Verbindungen zwischen zwei oder mehr Personen schon immer bestanden, allerdings waren sie zuvor von örtlich gebundener Face-to-Face Kommunikation abhängig. Die Herstellung und Aufrechterhaltung sozialer Netzwerke in der Netzwerkgesellschaft hat jedoch die Besonderheit, dass körperliche Präsenz, dank der Etablierung neuer Kommunikationsmedien, nicht mehr (zwingend) notwendig ist. Distanzen spielen folglich eine immer geringere Rolle. Entsprechend dieser Voraussetzungen konnte eine globale Ausbreitung des gesellschaftlichen Strukturprinzips Netzwerk stattfinden (vgl. Castells 2006: 4-8).
Noch klarer wird dies durch die Ausführungen Hepps, wenn er in Anlehnung an Castells die Tendenzen zunehmender Loslösung der Konnektivität – also von kommunikativen Verbindungen – von physischen Aspekten und ihre „weltweite multidimensionale Zunahme“ (Hepp 2008: 70) feststellt. Er betont dabei den Zusammenhang von Konnektivität und Mobilität, das heißt die zunehmende Möglichkeit bei hoher Mobilität vernetzt zu sein (vgl. ebd.).
In dem Aufsatz „Netzwerke der Medien – Netzwerke des Alltags“ weist er auf den stark verdinglichten Gebrauch der Beschreibungsmetapher Netzwerk in Castells Ausführungen hin (vgl. Hepp 2008: 65f.). Im Zuge der Analyse einer „Mikro-Soziologie der Netzwerkgesellschaft“ (Hepp 2007: 37) legt das Konzept der Konnektivität, wie es Hepp entwirft, den Schwerpunkt dagegen auf die Art der kommunikativen Verbindungen innerhalb eines Netzwerks (vgl. Hepp 2008: 71). Um Besonderheiten der sozialen Beziehungen vor dem Hintergrund einer zunehmend mobilen und zunehmend durch Medien vernetzten Gesellschaft zu fassen, gilt es ihm nach vor allem das spezifische Medienhandeln zu analysieren, durch welches diese Netzwerke aufrechterhalten werden (vgl. Hepp 2008: 37).

Quellen:

Castells, Manuel (2006): The Network Society: From Knowledge to Policy. In: Castells, Manuel/ Cardoso, Gustavo (Hrsg.): The Network Society: From Knowledge to Policy. Washington D.C.: Center for Transatlantic Relations/JHU-Sais, 3-21.

Hepp, Andreas (2007): Kommunikative Mobilität in der Diaspora: Eine Fallstudie zur kommunikativen Vernetzung der türkischen Minderheiten-Gemeinschaft. In: merz Wissenschaft 51, Nr. 6, 36-46.

Hepp, Andreas (2008): Netzwerke der Medien – Netzwerke des Alltags: Medienalltag in der Netzwerkgesellschaft. In: Thomas, Tanja (Hrsg.): Medienkultur und soziales Handeln. Wiebaden: VS, 63-89.

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