Soziale Verpflichtungen

Als ich angefangen habe mich mit dem Thema "Soziale Verpflichtungen" zu beschäftigen, fiel mir auf, dass zwei verschiedene Definitionen möglich sind.
Einerseits kann man den Begriff als Verantwortung seinen Mitmenschen gegenüber verstehen. Demnach moralisch zu handeln, beziehungsweise so zu handeln wie man selbst behandelt werden möchte. In diesem Fall bedeutet es beispielsweise respektvoll und höflich mit anderen Menschen umzugehen und ihnen helfen, wenn sie Hilfe benötigen. Wenn der Begriff von dieser Seite aus betrachtet wird, sind soziale Verpflichtungen die Voraussetzung für eine zivilisierte Gesellschaft. Sie sind die Basis dafür, dass eine Gesellschaft überhaupt funktionieren kann.

Ich werde mich im folgenden Text jedoch auf die zweite Definitionsmöglichkeit konzentrieren, da diese eher im Zusammenhang mit dem Thema des Blogs "Cyberspace und Realität" steht.
Diese zweite Definition beinhaltet den Begriff "Soziale Verpflichtungen" auf der reinen Kommunikationsebene zu betrachten. Hierbei handelt es sich um die Verpflichtung im Kontakt mit anderen Menschen zu sein. Dies geschieht nicht auf freiwilliger Basis, sondern ist eine Erwartungshaltung die von Außen auf das Individuum einwirkt.
Dies wird gerade im Medienzeitalter deutlich. Der technische Fortschritt hat dafür gesorgt, dass die Menschen permanent miteinander auf unterschiedlichste Weise in Kontakt treten können. Mittlerweile gibt es beispielsweise kaum noch jemanden in unserer Gesellschaft, der kein Handy besitzt. Der Mensch ist verpflichtet ein Handy zu besitzen, damit er ständig erreichbar sein kann. Er muss immer für seine Mitmenschen verfügbar sein, egal ob es sich um Freunde, Familie oder die Arbeit handelt. Es ist zwar möglich das Handy auszuschalten, jedoch muss sich dieser dann später rechtfertigen, warum er nicht erreichbar war. Dadurch wird deutlich, dass der technische Fortschritt dafür gesorgt hat, dass die Menschen sich immer mehr sozial verpflichten lassen.
Dies lässt auch auf das Internet übertragen. Es wird mittlerweile vorausgesetzt, dass jeder in unserer Gesellschaft eine E-Mail-Adresse hat und jeden Tag nachsehen muss, ob er eine wichtige E-Mail bekommen hat. Geschieht dies nicht, muss er wieder erklären, warum er nicht in der Lage war diese E-Mail zu lesen.
Des Weiteren werden die sozialen Verpflichtungen im Social Media Bereich deutlich. Plattformen wie beispielsweise Facebook und Studivz bieten die Möglichkeit mit jedem Menschen, der auch diese Plattformen nutzt in Kontakt zu treten. Was zuerst als Vorteil erscheint, entpuppt sich jedoch auch als negativer Aspekt des Ganzen. Für diesen negativen Aspekt ist als Beispiel zu nennen, dass Menschen mit denen man aus einem bestimmten Grund keinen Kontakt mehr hat einem "Freundschaftsanfragen" schicken. Jetzt sind zwei Möglichkeiten gegeben: Entweder man lehnt diese ab und muss mit der Konsequenz leben jemandem deutlich zu machen, dass man nicht möchte, dass dieser am eigenen Leben teilnimmt (wobei man natürlich hofft, dass man diesem Menschen nicht durch Zufall auf der Straße begegnet) oder man akzeptiert die Anfrage und muss mit der Konsequenz leben, dass diese Person nun wieder im eigenen Leben vorhanden ist. Dieser ist dann zwar nicht unmittelbar in das reale Leben, jedoch zumindest im virtuellen Bereich wieder in das eigene Leben integriert.
Des Weiteren ist es die generelle Verpflichtung mit seinen "Freunden" auf dieser Ebene zu kommunizieren.

Es wird somit deutlich, dass die neuen Medien dazu beigetragen haben, dass die sozialen Verpflichtungen des Menschen in unserer Gesellschaft zugenommen haben. Aufgrund der ständigen Erreichbarkeit durch Mobiltelefon-und Internetnutzung wird der Mensch gezwungen permanent mit anderen Menschen zu kommunizieren. Er kann sich dem zwar entziehen, indem er sich weigert diese Medien zu verwenden, muss dann jedoch mit den Konsequenzen leben.
Es ist zwar bisher noch möglich in unserer Gesellschaft zu leben ohne über einen Facebookaccount zu verfügen. In diesem Fall muss derjenige sich höchstens in seinem privaten Umfeld dafür rechtfertigen, warum er eine Plattform wie diese nicht nutzen möchte. Es ist jedoch fast unmöglich ohne eine E-Mail-Adresse und erst recht ohne ein Handy in unserer Gesellschaft zu existieren, da es nicht nur auf der privaten sondern auch auf der beruflichen Ebene als selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass man durch diese Kommunikationsformen immer erreichbar ist. Es wird somit vom Menschen erwartet, dass immer die Möglichkeit besteht mit diesem durch die neuen Medien in Kontakt zu treten. Daraus resultiert, dass der Mensch sich sozial verpflichtet, indem er diese Medien verwendet. Es ist eine Verpflichtung, da er kaum eine andere Wahl hat.

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