Global village

Von dem kanadischen Medientheoretiker Marshall McLuhan, bereits 1962 in seinem Buch“ The Gutenberg-Galaxie“ geprägter Begriff „global village“, wonach die Welt durch mediale Vernetzung zu einem globalen Dorf zusammen wächst (vgl. McLuhan 1962: 31). Unter dem globalen Dorf versteht McLuhan nicht, dass alle Menschen in einem realen Dorf leben, sondern der Begriff steht vielmehr als eine Metapher für die Beziehungen der Menschen im Zeitalter der elektronischen Massenmedien (vgl: Bühl 2000:33). Durch die elektrische Kommunikation schwinden örtliche Entfernungen dahin, der Raum verkleinert sich, worauf der Begriff „village“ verweist. Nach McLuhan entstehen durch die elektrischen Medien Beziehungen, die mit der Art von Beziehungen, wie Menschen in einem archaischen Stammesdorf zusammen leben, vergleichbar sind (Kerckhove 2008: 15). So schreibt McLuhan: „Wir leben in einem einzigen komprimierten Raum, der von Urwaldtrommeln widerhallt(Mcluhan 1995: 39). Durch den Effekt der elektrischen Medien, der akustischen Trommeln, die in allen Ohren ähnlich widerhallen, konstituiert sich - wie es früher in Stammesgesellschaften der Fall war - ein globales Dorf.

Marshall McLuhan verwendet den Begriff des globalen Dorfes, um gesellschaftliche Wandlungen auf mediale Veränderungen zurückzuführen und differenziert in drei Zeitalter, die durch die fortschreitende Entwicklung der Technik geprägt wurden (vgl. Stiegler/ Roesler: 77). Das erste ist das analphabetische, orale Zeitalter aber bereits mit der Einführung des phonetischen Alphabets zeichneten sich erste Wandlungstendenzen ab und es folgte eine durch die Schrift geprägte Kultur. Abgelöst wurde dieses Zeitalter schließlich 1450 durch die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes von Gutenberg, durch die sogenannte „Gutenberg-Galaxis“. Mit der Explosion der Technik durch die Schrift und die Erfindung des Buchdrucks erfolgte eine Erweiterung unserer Sinneswahrnehmungen, sodass die Wahrnehmung der Welt größer wurde. Durch zunehmendes Aufkommen von Technologien wie Telefon, Radio, Fernseher und Computer wird die „Gutenberg Galaxis“ von dem heutigen elektronisch-digitalen Zeitalter aufgelöst. Nun setzt im elektronischen Zeitalter der Prozess der Implosion ein, einer Zusammenziehung der Welt - Die Welt wird zum globalen Dorf: sie wandelt sich in ein elektronisch geschaffenes Dorf (vgl. Kunczik/ Zipfel 2001: 109).

Diese Veränderung der Welt durch die elektronischen Medien, prophezeite McLuhan bereits in den 60er Jahren, also noch Jahre bevor das Web 2.0, Youtube, Wikipedia, Google, Twitter und Facebook Wirklichkeit wurden. Diese Erkenntnisse haben sich nun bewahrheitet: “We now living in a global village“ (Mcluhan/ Fiore: 1967:63). Wir leben im elektronischen Zeitalter - im absolut vernetzten 21. Jahrhundert, durch die elektrische Vernetzung modernster Technologien sind wir nun zu einem globalen Dorf zusammen gewachsen. Heute können Distanzen mit Hilfe modernster Kommunikationstechnologien problemlos überwunden werden und sorgen dafür, dass weit entfernte Orte zusammen wachsen. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter sowie Mobiltelefone ermöglichen innerhalb weniger Sekunden die Kontaktaufnahme mit Kommunikationspartnern am anderen Ende der Welt. Egal, wo man sich befindet, durch die beschleunigte Kommunikation der elektrischen Medien ist man immer in Reichweite. Nachrichten oder Fernsehsendungen werden weltweit übertragen und lassen uns am Geschehen teilhaben auch, wenn wir uns räumlich weit entfernt aufhalten. Zum Beispiel ermöglicht die aktuelle mediale Berichterstattung über politische Umwälzprozesse in den arabischen Ländern, diese Ereignisse direkt zu verfolgen und durch die Bilder und Berichte teilhaben zu können und involviert zu sein. Dadurch schrumpft die Welt zu einem globalen medialen Dorf.

Marshall McLuhan hat das digitale Zeitalter nicht mehr erlebt, aber es bereits viele Jahre zuvor vorausgesagt, weshalb er heute als Visionär der Medientheorie gefeiert wird (vgl. SZ). In diesem Jahr wäre McLuhan einhundert Jahre alt geworden und zu diesem Anlass war die diesjährige Transmediale, das Festival für Kunst und Digitale Medien ihm und seiner neuartigen und bahnbrechenden Theorie des „globalen Dorfes“ gewidmet (vgl. Transmediale).

Literaturquellen:

Bühl, Achim (2000): Die virtuelle Gesellschaft des 21. Jahrhunderts: sozialer Wandel im digitalen Zeitalter. Wiesbaden. Westdeutscher Verlag: S. 33-34.

Kerckhove, Derrick de/ Leecker, Martina/ Schmidt, Kerstin (2008): McLuhan neu lesen: Kritische Analysen zu Medien und Kultur im 21. Jahrhundert. Bielefeld, Transcript Verlag.

Kunczik, Michael/ Zipfel, Astrid (2001): Publizistik. Ein Studienhandbuch. Köln. Böhlau Verlag. S.108-110.

McLuhan, Marshall (1962): The Gutenberg Galaxy. London: Routledge & Kegan Paul

McLuhan, Marshall/ Quentin Fiore (1967): The Medium is the Message. New York. Bantam Books.

McLuhan, Marshall (1995): Die Gutenberg-Galaxis. Das Ende des Buchzeitalters. Bonn. Econ Verlag.

McLuhan, Marshall/ Powers, R. Bruce (1989): The Global Village. Transformations in World Life and Media in the 21st Century.

Stiegler, Bernd/ Roessler, Alexander (2005): Grundbegriffe der Medientheorie. Paderborn. UTB. S. 73-80.

Internetquellen:

SZ: http://www.sueddeutsche.de/medien/-geburtstag-von-marshall-mcluhan-der-medienprophet-1.1057782 (26.02.2011)

Transmediale: http://www.transmediale.de/de/content/mcluhan-europe-2011(26.02.2011)

Taz: http://www.taz.de/1/debatte/kolumnen/artikel/1/der-schatten-der-dir-folgt/ (26.02.2011)

Marleen

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