Identität

1. Identitätsbildung

Die Identitätsbildung ist ein nie abschließender Prozess der Selbstentfaltung eines Individuums.[1] Ein entscheidender Faktor, der sich stark auf die Identitätsausbildung der Menschen, besonders auf die Jugendlichen auswirkt, ist die gesellschaftliche Endtraditionalisierung der letzten Jahrzehnte.
Während früher Traditionen und institutionelle Stütze die Anleitung für nahezu alle Fragen des Lebens gaben, wird heute für jedes alltägliche Ereignis eine eigene Entscheidung, Nicht-Entscheidung und Re-Evaluation bereits gefällter Entscheidungen gefordert. “Wer bin ich und wohin möchte ich?” ist eine Frage, die nicht nur frei und individuell beantwortet werden kann, sondern auch muss. Als eigenständiger Schmied seines „Ich“ wird den Jugendlichen der Zwang zum traditionellen, aber auch sicheren Lebenskonzept genommen. Ein neuer Zwang entsteht:
Der Zwang zur Entscheidung, und die Auswahl ist groß.
In der Theorie kann jedes Individuum seinen Lebenslauf selbst bestimmen, von dem Beruf über die Familienplanung bis hin zur religiösen Gesinnung. Inwieweit dies in die Praxis umgesetzt wird, ist dabei abhängig von dem jeweiligen Kontext, den individuellen Möglichkeiten und Vorlieben. [2]
Festzuhalten ist, dass die Multioptionsgesellschaft eine bemerkenswert große Vielfalt an Lebensarten hervorruft.
Da die persönliche Umwelt der Jugendlichen sich ständig verändert und entwickelt, muss auch ihre Identität einen permanenten Prozess der Anpassung und Weiterentwicklung durchlaufen. Den theoretischen Möglichkeiten sind jedoch Grenzen durch reale Chancen gesetzt.[3] Eine weitere Herausforderung in der enttraditionalisierten Multioptionsgesellschaft ist die Bewältigung dieser nicht realisierbaren Möglichkeiten. [4]
Dieser tritt die Jugend jedoch mit großem Zukunftsoptimismus entgegen.

2. Identitätsbildung im Internet

Mit der zunehmenden Ausweitung der sozialen Interaktion auf den digitalen Raum, gewinnt dieser auch als Ort für Identitätsaushandlung an Bedeutung.
Ein Großteil der Identitätsbildung findet also im Netz statt, wo die Fülle und Vielfalt von Jugendkulturen den fortlaufenden Prozess der Selbstentfaltung durch spielerische und experimentelle Selbstinszenierung vorantreiben.
Losgelöst von ihrer realen sozialen Rolle, haben die Jugendlichen auf den ,Identitätsmärkten’ des Internets die Chance, eigene Selbstdarstellungsstrategien zu testen. Frei nach dem Motto „Wer bin ich und wer kann ich sein“ experimentieren die User im Gruppenspiel und Gruppenspiegel.[5] Eine wichtige Rolle spielen die neuen Kommunikationsformen und Handlungsräume des Web 2.0. Mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit werden neue Interaktionsformate im Netz verbreitet.[6] Die Nutzer verfügen über konvergente Aneignungsmuster, netzbasierten Austausch – und Beziehungsformen.[7] Mit diesen Handlungen und Interaktionen widmen sich die Jugendlichen dabei einer Aufgabe, der Suche nach der eigenen Identität.[8] In der Mehrzahl vorliegender Studien weisen einen positiven Effekt der unterschiedlichen Praktiken der Selbstdarstellung nach.[9] Mit der Zustimmung anderer User steigt das Selbstbewusstsein der Aktuere, wodurch oft auch ein selbstsicheres Auftreten im Offline-Leben unterstützt wird.[10]



Literatur

[1] Vogelgesang, Waldemar (2010): Digitale Medien –Jugendkulturen – Identität. S. 38
[2] ebd. S. 38
[3] ebd. S 39
[4] ebd. S. 39
[5] Vogelgesang, Waldemar (2010): Digitale Medien –Jugendkulturen – Identität, S. 42
[6] ebd. S. 43
[7] ebd. S. 42
[8] ebd. S. 44
[9] ebd. S. 43
[10] ebd. S. 43

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